11 January 2024

Warum Wärmepumpen alleine nicht das Klima retten

Woher stammt der Strom für die Wärmepumpe?

Warum Wärmepumpen alleine nicht das Klima retten


Erlangen 11.01.2024 | Wärmepumpen gelten vielen als klimafreundliche Heizung der Zukunft. Ab diesem Jahr müssen faktisch die meisten Neubauten mit ihnen beheizt werden. Doch sind sie wirklich immer die beste Lösung? Die Antwort ist kompliziert: Ob der Einbau einer Wärmepumpe sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab.


Seit Monaten sind sie in aller Munde: Wärmepumpen. Manchen gelten sie als Klimaretter im Bereich Heizung. Seit 1. Januar 2024 müssen in den meisten Neubauten Heizungen mit 65 Prozent Erneuerbarer Energie eingebaut werden. De facto ist das nur mit Wärmepumpen zu schaffen. Für alle anderen Gebäude gelten großzügige Übergangsfristen.

Zudem gewährt der Staat eine umfangreiche Förderung, die stärker sozial ausgerichtet ist: Wer seine Heizung heute oder zukünftig tauschen möchte und dabei auf 65 Prozent Erneuerbare Energie umsteigt, bekommt dies staatlich gefördert. Die maximal mögliche Förderung beträgt 70 Prozent der Investitionskosten.

Schon seit rund 20 Jahren steigt die Nachfrage nach Wärmepumpen kontinuierlich. Wie Statista berichtet, werden Wärmepumpen aktuell in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude als primäre Heizenergiequelle eingesetzt. Eine Wärmepumpe entzieht der Umwelt, d. h. dem Erdboden, einem Gewässer oder der Umgebungsluft Wärme und stellt sie der Raumheizung oder Warmwasserbereitung zur Verfügung.

Die entscheidende Frage: Woher stammt der Strom für die Wärmepumpe?

Aus Sicht von uns Handwerkern ist klar: Bei der Energiewende können Wärmepumpen ein wichtiger Baustein sein – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Wärmepumpen werden mit Strom betrieben“, erklärt Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft (KHS) Erlangen Hersbruck Lauf. „Das heißt: Für den Klimaschutz sind sie nur dann nützlich, wenn der Strom aus regenerativen Quellen gewonnen wird. Darauf habe ich als Hausbesitzer aber wenig Einfluss.“

Das bedeutet: Wird der Strom, mit dem die Wärmepumpe betrieben wird, z. B. mit Photovoltaik oder Windenergie erzeugt, dann trägt sie tatsächlich zum Klimaschutz bei. Stammt der Strom dagegen aus einem Kohle- oder Gaskraftwerk, dann nützt die Wärmepumpe dem Klima nichts.

Wolfgang Mevenkamp gibt außerdem zu bedenken: „Natürlich kann ich zu einem Ökostromtarif wechseln. Der besagt am Ende des Tages aber nur, dass sich mein Stromverbrauch rechnerisch vollständig in einem Kontingent regenerativen Stroms meines Anbieters unterbringen lässt. Ist es dunkel und weht in meiner Region gerade kein Wind, kommt der Strom für meine Wärmepumpe im schlechtesten Fall aus einem Kohlekraftwerk.“

Zu bedenken sei zudem die Sonnen- und Windflaute im Winter, betont der KHS-Geschäftsführer. In der kalten Jahreszeit, wenn man die Heizung braucht, sei sehr viel weniger Strom aus regenerativen Quellen zu gewinnen als im Sommer. Die Umstellung von Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen garantiert somit alleine noch kein klimafreundliches Heizen.

Ist die Immobilie gut gedämmt?

Die Stromerzeugung ist die eine Seite. Ebenso wichtig ist es, sich die Immobilie genau anzusehen und zu prüfen: Ergibt die Umrüstung der Heizung Sinn? „Der Einbau der Wärmepumpe ist erst der dritte Schritt“, sagt Wolfgang Mevenkamp. „Zuvor sollte man zwei andere Fragen klären. Erstens: Wie sieht es mit der Dämmung des Hauses aus? Ist die Gebäudehülle fit für eine Wärmepumpe? Zweitens: Ist die Installation geeignet? Wie ist der Heizkreislauf?“

Denn klar ist auch: Ist das Haus schlecht gedämmt, dann entweicht ein Großteil der Heizwärme durch undichte Fenster, Türen oder das Dach. Unter solchen Umständen ergäbe der Einbau einer strombetriebenen Wärmepumpe wenig Sinn. Zunächst sollte man die Immobilie energetisch sanieren lassen. So etwas ist nicht selten teuer und aufwendig.

Dann sollte man im zweiten Schritt prüfen, ob es sinnvoll ist, die Heizinstallation des Hauses umzurüsten. „Oft stehen die Kosten für den gebäudeseitigen Umbau in keinem Verhältnis zu dem Klimaschutzeffekt, der sich damit erzielen lässt“, betont Wolfgang Mevenkamp.

„Wer gerade ein Haus baut oder in seiner Bestandsimmobilie eine Umrüstung auf eine Wärmepumpe erwägt, den beraten unsere Fachbetriebe sehr gerne“, sagt Stephan Pohler, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) Erlangen. „Das Thema ist komplex – ob eine Wärmepumpe sinnvoll ist oder nicht, hängt maßgeblich von der Immobilie ab. Zuverlässig beurteilen können das nur Fachleute.“

Quelle: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf

Video/Bilder: Sanitär und Heizung Habich

Text: Kauri Spirit