21 September 2023

Keine Panik vor dem Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Mit Checkliste die Baumaßnahmen planen (Photo: Melanie Müller)

Keine Panik vor dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) 


Erlangen 21.09.2023 | Wohl kein anderes Vorhaben der Bundesregierung hat die Gemüter so in Wallung gebracht, wie das nun verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG) zum erneuerbaren Heizen. Das sogenannte Heizungsgesetz verpflichtet ab Anfang 2024 zunächst Neubauten dazu, die Heizung mit 65 Prozent erneuerbaren Energien zu betreiben. Das Gesetz soll Anfang 2024 in Kraft treten, aber zunächst nur für Neubauten in Neubaugebieten gelten. Anders als noch im Frühjahr geplant, können Bestandsgebäude zunächst noch die kommunale Wärmeplanung abwarten. „Diese Lösung für Neubauten ist sinnvoll“, sagt Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. „Für die Eigentümer von Wohnungen oder Häusern besteht jetzt noch kein Grund zur Panik.“


Noch die Merkel-Regierung hatte beschlossen, dass Deutschland 2045 klimaneutral sein soll. Der Freistaat Bayern will etwas ehrgeiziger bereits 2040 Klimaneutralität erreichen. Doch das Thema Wärmewende bei vorhandenen Gebäuden kommt seit Jahren nur schleppend voran. Aktuell soll es in den meisten Fällen eine Wärmepumpe richten, die Wärme aus der Umgebungsluft, aus Wasser oder dem Erdreich nutzt. Die Sache hat für Wolfgang Mevenkamp aber einen Pferdefuß: „Für das Klima bringt eine Wärmepumpe nur dann etwas, wenn sie mit Strom aus regenerativen Quellen betrieben wird. Das ist aber derzeit gerade dann so gut wie nicht der Fall. Wenn die Wärmepumpe gefordert wird, also in der dunklen und kalten Jahreszeit, wird nur sehr wenig Sonnenstrom durch Photovoltaik erzeugt.“ In Gebäuden mit hohem Wärmebedarf kommt die Wärmepumpe an ihre Grenzen, die Kosten für Heizenergie können im Einzelfall sogar steigen.

Wärmepumpen sind keine Universallösung

Eigentümer sollten das Thema Wärmepumpe für die eigenen vier Wände in aller Ruhe angehen. Denn es geht laut Wolfgang Mevenkamp nicht nur um einen simplen Umstieg von der Gas- oder Ölheizung. „Man muss sein gesamtes Gebäude systematisch unter die Lupe nehmen. Denn die Wärmepumpe braucht besonders viel Strom im Winter, wenn die Energieernte von der Photovoltaikanlage auf dem Dach naturgemäß schwächer ausfällt.“

Mit Checkliste die Baumaßnahmen planen

Am besten erstellt man sich eine Checkliste und bringt die Maßnahmen in eine Reihenfolge. Vorrangig geht es etwa um die Dämmung von Dach, Außenwand oder Kellerdecke. Denn bei Energie, die man erst gar nicht verbraucht, muss man sich keinen Kopf machen, wo sie herkommt. Fenster und Türen mit Zweifachverglasung müssen nicht immer komplett ersetzt werden. Sind Rahmen und Beschläge aus den 1990er Jahren gut gepflegt, kann ein Austausch nur der Verglasung sinnvoll sein. Modernes Wärmeschutzglas bietet erstaunlich gute Dämmwerte und kann umgekehrt im Sommer die Hitze länger draußen lassen. Außerdem stellt sich die Frage eines Speichersystems für den PV-Strom. Und natürlich muss man genau die Pläne des lokalen Energieversorgers studieren, ob und wann etwa ein Anschluss für Fernwärme möglich ist oder ein kleines Nahwerkekraftwerk geplant ist.

Fachbetriebe um die Ecke gefragt

Bei all diesen Fragen helfen die bewährten Fachbetriebe um die Ecke. Das sind beispielsweise die Elektrobetriebe, die sich mit Wärmepumpe, Photovoltaik und Speichertechnik auskennen. Die Zimmerer kümmern sich um die Dachdämmung, Maler und Lackierer kennen sich mit der Außendämmung aus. Schreiner und Glaser nehmen Fenster, Wintergarten und Glasaußentüren unter die Lupe. Allerdings befinden sich derzeit die Kosten für Wärmepumpen auf einem historisch hohen Preisniveau. Deshalb ist der umfassende Check des gesamten Gebäudes umso wichtiger. So lässt sich auch die Frage beantworten, ob eine Wärmepumpe oder eventuell doch eine Hybridlösung besser ist.


Für Wolfgang Mevenkamp ist dieser Weg vielversprechender, als etwa den Empfehlungen einer Online-Energieberatung blind zu folgen. Denn jedes Gebäude ist individuell, entsprechend sind individuelle Lösungen und Maßnahmen gefragt. Da muss man auch die ganze Förderlandschaft genau studieren. Ein Energieberater-Rat, „kauf dir erstmal die oder die Wärmepumpe“, sorgt für eine große Investition. „Ohne begleitende Maßnahmen ist das aber eine Großausgabe, die man vielleicht schnell bereut.“

Quelle: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf

Video/Bilder: Melanie Müller | Pillipp Haustechnik GmbH

Text: Kauri Spirit