
2025 wird ein Jahr voller Herausforderungen im Handwerk – Lasst es uns gestalten
Erlangen | Die Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf blickt auf ein Jahr voller Herausforderungen zurück: Bürokratie, Erlangens Finanzkrise und die komplizierte Nachwuchssituation. Diese Themen werden uns auch 2025 beschäftigen. Bisher zeigt sich unsere Branche angesichts der Rezession erstaunlich robust. Der Meisterempfang im November zeigte, dass es viele engagierte Junghandwerkerinnen und -handwerker gibt.
2024 war ein spannendes Jahr für die Handwerksbranche. Vieles, was uns in diesem Jahr umgetrieben hat, dürfte auch 2025 prägen. Zentrale Stichwörter sind Bürokratieabbau, lokale Finanzkrise, Rezession und Nachwuchs. Neben vielen Herausforderungen gibt es Lichtblicke.
Bürokratie ist ein schier endloses Thema. Beispiel Arbeitszeiterfassung: Derzeit gibt es Pläne für ein Gesetz, das eine elektronische Erfassung der Arbeitszeit vorschreibt. Bisher sagt das Bundesarbeitsgericht lediglich: „Die Arbeitszeit ist zu erfassen.“ Wie dies geschieht – ob elektronisch, per Zettel oder mit sonstigen Mitteln – bleibt dem Betrieb überlassen.
„Bei Streit um die Arbeitszeit liegt die Beweislast ohnehin beim Arbeitgeber, wenn er die Arbeitszeit nicht erfasst“, sagt Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf. “Aber warum soll er elektronische Erfassungssysteme einführen, wenn es auch ohne funktioniert?” Für das Handwerk sei es ein handfestes Problem, wenn eine elektronische Arbeitszeiterfassung vorgeschrieben werde: „Sobald die Arbeitsleistung abseits des stationären Arbeitsplatzes erbracht wird, funktioniert das nicht.“
Denn Handwerker stehen oft unter Zeitdruck und starten direkt von zu Hause zur Baustelle oder zum Wohnsitz des Kunden. Müssen sie vorher im Betrieb „einstempeln“, gerät der Terminplan durcheinander. Wolfgang Mevenkamp kritisiert: „Diese Idee ist ein Beispiel für deutsche Regelungswut. Warum kann man es nicht den Betrieben überlassen, wie sie die Arbeitszeit erfassen?“
Die Bürokratie ist uferlos
Auch das Nachweisgesetz ergibt in seiner jetzigen Form wenig Sinn. Es verpflichtet Arbeitgeber, dem Arbeitnehmer ein unterschriebenes Blatt Papier auszuhändigen, in dem neben den Arbeitsbedingungen, die sich bereits aus dem Arbeitsvertrag ergeben, gesetzliche Klagefristen festgehalten sind.
Gesetze gelten für alle, und wenn sie mich betreffen, muss ich sie kennen. Warum aber der Arbeitgeber jetzt Gesetzestexte abschreiben und dem Arbeitnehmer aushändigen muss, erschließt sich beim besten Willen nicht. Es erinnert an “betreutes Denken”.
Dies sind nur zwei Beispiele für die uferlose Bürokratie. Wir freuen uns, dass Walter Nussel, CSU-Landtagsabgeordneter aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, als Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau immer ein offenes Ohr für das Handwerk hat und engagiert für unsere Belange kämpft.
Immerhin ist es gelungen, auf Bundesebene eine Wirtschafts-ID auf den Weg zu bringen, die mit der Steuer-ID vergleichbar ist. Mit dieser Nummer können Behörden auf bestimmte Daten des Betriebs zugreifen und müssen diese nicht jedes Mal beim Betrieb anfordern. Die Initiative kam aus Bayern.
Bisher zeigt sich das Handwerk robust gegenüber der Rezession
Leider hält uns Bürokratie von Wichtigerem ab. Die Rezession der deutschen Wirtschaft dürfte 2025 im Handwerk ankommen. „Bisher zeigt sich das Handwerk erstaunlich robust“, sagt Wolfgang Mevenkamp. „Allerdings verzeichnen wir im Bau einen nie dagewesenen Einbruch.“
Die derzeitige Flaute überbrücken die Baubetriebe, indem sie das Auftragspolster aus den vergangenen Jahren abarbeiten. „2025 wird herausfordernd“, befürchtet Jörg Maisel, stellvertretender Obermeister der Bauinnung Hersbruck-Lauf. „Den Einbruch beim Neubau bekommen etwas zeitversetzt auch die Baunebengewerke zu spüren. Dazu zählen Zimmerer, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Elektrotechniker und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK)“.
Erstmals seit vielen Jahren spürt man auch die Verunsicherung der Verbraucher. “Kunden, die eine Heizungssanierung oder ein neues Bad möchten und das finanziell gut stemmen könnten, halten lieber ihr Geld zusammen, weil, man weiß ja nicht, was morgen mit meinem Arbeitsplatz ist'“, erklärt Stephan Pohler, Obermeister der SHK-Innung Erlangen.
Finanzkrise in Erlangen betrifft auch das Handwerk
Hinzu kommt das Riesenloch im Erlanger Stadthaushalt. Im September hatte Finanzreferent Konrad Beugel bekanntgegeben, dass der Stadt Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 140 Millionen Euro wegbrechen. Wegen der lokalen Finanzkrise wird die Stadt 2025 nur allernötigste Investitionen anpacken. „Das wird auch die Sanierung kommunaler Gebäude betreffen“, ist Wolfgang Mevenkamp sicher.
2025 wird herausfordernd. Am 23. Februar steht die vorgezogene Bundestagswahl an. Welche Impulse von der künftigen Bundesregierung ausgehen, bleibt abzuwarten. Hoffnung macht uns, dass sich die schwierige Nachwuchssituation in einigen Gewerken etwas entspannt – obwohl von genereller Entwarnung keine Rede sein kann.
„Gerade in den Bereichen SHK und Zimmerer nimmt das Interesse der Jugend stetig zu“, sagt Kreishandwerksmeister Markus Protze. „Beide Berufsgruppen spielen eine wichtige Rolle bei der Energiewende. Sie haben ein grünes Image, die Zukunftsaussichten sind sehr gut.“
Starre Vergütungspflicht für Praktika lehnen wir ab
Stichwort Nachwuchs: Mit Sorge betrachten wir eine Forderung aus dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA), auf EU-Ebene eine generelle Vergütungspflicht für Praktika einzuführen. „Bei Schülerpraktika halten wir dies für kontraproduktiv“, betont Wolfgang Mevenkamp. “Der Praktikant soll einen möglichst umfassenden - und motivierenden - Einblick in einen Beruf bekommen. Dabei kann er keine verwertbare Arbeitsleistung erbringen. Wenn es da wirklich Fälle gibt, bei denen ein Praktikant nur am Kopierer steht oder Kaffee kocht, kann ich nur sagen: ,Thema verfehlt, setzen, sechs!' Dann soll man besser nach einem bezahlten Ferienjob Ausschau halten.”
In Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt existiert bereits eine sehr gute Kooperation zwischen Schulen und Betrieben: das „Qualifizierte Praktikum“ (QP). Schülerinnen und Schüler finden im Internet eine Praktikumsbörse. Es gibt feste Qualitätskriterien und Feedback für beide Seiten. Schulen und Betriebe vernetzen sich eng. Eine starre Vergütungspflicht würde es erschweren, willige Betriebe zu finden.
Meisterempfang steht für die Vielfalt des Handwerks
Wie wichtig Nachwuchsförderung ist, zeigte der Meisterempfang der Kreishandwerkerschaft im November in Erlangen. Rund zwei Dutzend Jungmeisterinnen und -meister aus Erlangen und den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Nürnberger Land sowie zahlreiche Ehrengäste kamen zu der Feierstunde. Die Geehrten sind unter anderem in den Gewerken Friseur, Elektrotechnik, Bau und SHK tätig.
Der Meisterempfang stand für die Vielfalt des Handwerks – er zeigte, dass die junge Generation talentiert, leistungsbereit und kreativ ist. Geehrt wurden beim Meisterempfang neben den Meisterinnen und Meistern auch Handwerkerinnen und Handwerker, die beim Landes- und Bundeswettbewerb der “German Craft Skills” hervorragend abgeschnitten hatten. Bei diesem bundesweiten Handwerkswettbewerb treten Junghandwerkerinnen und -handwerker an, die kurz zuvor die Gesellenprüfung bestanden haben. Beim Meisterempfang fiel außerdem der hohe Frauenanteil unter den Geehrten auf. Das Handwerk wird weiblicher.
Man sieht: Handwerk hat Zukunft. Lasst sie uns 2025 gemeinsam gestalten!.
Quelle: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf
Video/Bilder: Kauri Spirit Erlangen
Text: Kauri Spirit