20 November 2024

Meisterempfang zeigt die Vielfalt des Handwerks

Meisterempfang zeigt die Vielfalt des Handwerks

Meisterempfang zeigt die Vielfalt des Handwerks

Erlangen | Die Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf hat rund zwei Dutzend Jungmeisterinnen und -meister zum Meisterempfang nach Erlangen eingeladen. Die Geehrten sind unter anderem in den Gewerken Friseur, Elektrotechnik, Bau und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) tätig. Die Feierstunde im Veranstaltungsraum der Sparkasse machte deutlich, wie vielfältig und innovativ das Handwerk ist – und dass es immer weiblicher wird. Doch auch kontroverse Themen wie Bürokratie und Parkplatznot in Erlangen kamen zur Sprache.

Der Meistertitel ist die höchste Auszeichnung im deutschen Handwerk. Wer seine Meisterprüfung bestanden hat, darf einen eigenen Handwerksbetrieb gründen. Den Jungmeisterinnen und -meistern, die bei unserem Empfang eingeladen waren, stehen nun alle Türen offen. „Das Handwerk steht für Innovation, aber auch für Tradition und Qualität“, betonte Kreishandwerksmeister Markus Protze in seinem Grußwort. „Der Handwerksmeister gibt sein Wissen und seine Erfahrung an Jüngere weiter.“

Vor einigen Monaten haben die Meisterinnen und Meister ihre Prüfungen erfolgreich abgelegt und bei der Meisterfeier in der Fürther Stadthalle ihre Meisterbriefe erhalten. „Mit unserem Empfang wollen wir einen Rahmen schaffen, um Ihre Leistungen sichtbarer zu machen“, sagte Markus Protze.

Schon zum dritten Mal hat die KHS einen eigenen Meisterempfang ausgerichtet, nachdem es nur noch eine zentrale Meisterfeier mit Briefübergabe für den ganzen Kammerbezirk gibt, wie KHS-Geschäftsführer Wolfgang Mevenkamp sagte. Zum ersten Mal fand der Meisterempfang der KHS Erlangen-Lauf-Hersbruck in den Räumlichkeiten der Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach statt.

Johannes von Hebel, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse, sprach von der engen und traditionsreichen Partnerschaft zwischen Handwerk und Sparkasse: „Wir sind beide fest in der Region verankert und stark in der Ausbildung engagiert. Wir stehen für Werte wie Zuverlässigkeit und Beständigkeit. Zugleich sind wir beide an Innovation interessiert.“

Vielfältig, innovativ, immer weiblicher

Wie innovativ und vielfältig das Handwerk ist, zeigte neben der Ehrung der Meisterinnen und Meister auch die Auszeichnung besonders guter Leistungen bei den „German Craft Skills“, einem bundesweiten Wettbewerb in verschiedenen Gewerken. Der Großteil der Geehrten waren junge Frauen.

Sonja Schleicher, Zupfinstrumentenmacherin bei Armin Hanika Gitarren in Baiersdorf, hat beim Landeswettbewerb der German Craft Skills den ersten Platz belegt, beim Bundeswettbewerb den zweiten. „Die Hauptaufgabe beim Bundeswettbewerb war, einen klassischen Gitarrenkopf mit Fenstern komplett händisch auszuarbeiten – ohne Hilfe einer Oberfräse oder handgeführter Maschinen“, erzählt Sonja Schleicher. Nur eine Ständerbohrmaschine stand als Hilfsmittel zur Verfügung. „Im zweiten Teil mussten wir eine Intarsie einlegen – auch per Hand.“

Vor ihrer handwerklichen Ausbildung hat Sonja Schleicher Pädagogik studiert. Nach ihrem Bachelor wollte sie als Tochter eines Schreiners ebenfalls ein Handwerk erlernen. Die Liebe zur Musik brachte sie auf die Idee, eine Ausbildung zur Zupfinstrumentenmacherin zu beginnen. „Das Schöne am Handwerk ist, dass man etwas mit den Händen macht, aber auch mit dem Kopf arbeitet“, sagt Sonja Schleicher. „Man braucht viel Theoriewissen, zum Beispiel über Holz, Maschinen und Werkzeuge. Außerdem ist es eine kreative Arbeit – und man sieht am Abend, was man gemacht hat.“

Künstliche Intelligenz im Malerhandwerk

Beim Landeswettbewerb der Maler und Lackierer in Würzburg hat Ronja Fischer den zweiten Platz belegt. Sie arbeitet bei Maler Wilhelm in Neuhaus an der Pegnitz. Ihre Aufgabe beim Landeswettbewerb drehte sich um Künstliche Intelligenz. Ronja Fischer musste eine vorgegebene Form maßgenau übertragen und per Hand ausmalen – ohne Klebeband oder sonstige Hilfsmittel. „Für mich ist das Schöne am Handwerk, dass viel Feinarbeit dabei ist“, sagt Ronja Fischer. „Frauen haben dafür oft die bessere Hand.“

Handwerk ist kreativ und macht Spaß – dennoch ist es nicht vom Fachkräftemangel verschont, wie Thomas Pirner, Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, in seiner Festrede sagte. Er warb bei den Jungmeisterinnen und -meistern dafür, sich ehrenamtlich zu engagieren: „Kreishandwerkerschaft, Innungen, Prüfungsausschüsse oder auch die Handwerkskammer – wir alle brauchen überall engagierte Leute.“

Beim Bürokratieabbau gibt es Fortschritte

Außerdem ermunterte Thomas Pirner die Meisterinnen und Meister dazu, einen eigenen Betrieb zu gründen. Ein Hindernis sei allerdings die überbordende Bürokratie: Manchmal müssten Mitarbeiter rund die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit Nachweispflichten oder dem Ausfüllen von Formularen verbringen. „Wir brauchen wieder unternehmerische Beinfreiheit“, betonte der HWK-Präsident.

Zum Glück konnte Walter Nussel, CSU-Landtagsabgeordneter und Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau, beim Meisterempfang von Erfolgen berichten. Inzwischen sei es gelungen, auf Bundesebene eine Wirtschafts-Identifikationsnummer einzuführen, die mit der Steuer-ID vergleichbar ist. „Mit dieser Nummer können Behörden auf bestimmte Daten des Betriebs zugreifen und müssen diese nicht jedes Mal beim Betrieb anfordern.“ Die Initiative zur Wirtschafts-ID kam aus Bayern.

Modellversuch am Bohlenplatz: Die Lösung des Parkplatzproblems?

Ein weiteres Thema, das uns Handwerkern Sorgen macht, ist die Parkplatznot in Erlangen. Manche Kolleginnen und Kollegen nehmen deswegen schon keine Aufträge mehr in der Innenstadt an. Bürgermeister Jörg Volleth machte beim Meisterempfang ein wenig Hoffnung: „Wir sind an dem Thema dran.“

Einerseits gab er zu bedenken, dass in der Innenstadt viele Beteiligte und ihre Belange berücksichtigt werden müssten – etwa die Unikliniken, die FAU und die vielen Studierenden.

Doch er versicherte, die Stadt sei bemüht, verkehrsrechtliche Anordnungen, also die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen zum Parken für Handwerker, zu beschleunigen.

Große Hoffnungen setzt der Bürgermeister in den Pilotversuch am Bohlenplatz, den die Stadt kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. Das Stichwort lautet „Mischparken”: Kurzzeitparken mit Parkschein wird am Bohlenplatz auf zwei Stunden begrenzt. Anwohner mit entsprechendem Ausweis dürfen unbeschränkt parken. Für Handwerker und Lieferdienste werden Ladezonen eingerichtet.

Mit Blick auf das Pilotprojekt sagte Jörg Volleth: „Ich bin zuversichtlich, dass das Thema in den Stadtrat kommt. Dann hätten wir zumindest um den Bohlenplatz die Parksituation gut befriedet.“ Funktioniert das Modell Mischparken am Bohlenplatz gut, könnte dies ein Modell für andere Orte in der Innenstadt sein.

Quelle: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf

Video/Bilder: Kauri Spirit Erlangen

Text: Kauri Spirit