Das Handwerk in Stadt und Landkreis Erlangen lehnt die StUB ab
Erlangen | Kaum ein Projekt wurde in Erlangen und Umgebung in den letzten Jahren so intensiv diskutiert wie die geplante Stadt-Umland-Bahn (StUB). Am 9. Juni 2024 sollen die Bürger der Stadt Erlangen nun final darüber abstimmen, ob dieses Projekt verwirklicht werden soll. Die Kreishandwerkerschaft Erlangen Hersbruck Lauf hat die Mitgliedsbetriebe der angeschlossenen Innungen mit Sitz in Erlangen abschließend zur StUB befragt. Die Mitgliedsbetriebe haben sich im Ergebnis mit einer sehr klaren Mehrheit von über 70% gegen das Projekt ausgesprochen.
Das Handwerk in der Stadt Erlangen und im Landkreis Erlangen-Höchstadt begrüßt ausdrücklich eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Aus Sicht des Handwerks erscheint es allerdings mehr als fraglich, ob Kosten und Aufwand einer StUB für eine Stadt wie Erlangen in einem einigermaßen angemessenen Verhältnis zum erhofften Nutzen stehen. Im Gegensatz zu ausnahmslos allen Städten, die als Beispiele für eine (Wieder-) Einführung einer Straßenbahn angeführt werden, hat es in Erlangen nie eine Straßenbahn gegeben, was zusätzliche finanzielle und technische Herausforderungen bedeutet.
Zu erwartende Kostensteigerungen
Auch eine zunächst attraktiv klingende Förderung der Bau- und Planungskosten iHv. 90 Prozent darf den Blick nicht darauf verstellen, dass der von den Bürgern der Stadt Erlangen zu tragende Anteil schon bei Einhaltung der Kostenschätzungen finanziell -freundlich formuliert- herausfordernd ist und sich mit den zu erwartenden Kostensteigerungen anteilig erhöht. Tritt das bei diesem Projekt nicht ganz unwahrscheinliche Szenario ein, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, sind letztendlich auch die Zuschüsse beim Unterschreiten eines Nutzen-KostenIndikators von 1,0 gedeckelt. Nicht unmittelbar mit der StUB zusammenhängende Baumaßnahmen sind nicht von der Förderung umfasst. Aus Sicht des Handwerks bestehen hier nicht vertretbare finanzielle Risiken.
Nicht gefördert werden die Anschaffung der Züge und dauerhaft die gesamten weiteren Betriebskosten einschließlich der laufenden Kosten für ortsfeste Anlagen sowie (schon vor Baubeginn) die Übernahme der Straßenunterhaltskosten nach Herabstufung der B4 von derzeit 0,9 Mio.€ jährlich. Es steht aus Sicht des Handwerks in keinem Verhältnis zum zu erwartenden Nutzen, sich dauerhaft und ohne Ausstiegsmöglichkeit mit den Betriebskosten eines zusätzlichen Verkehrssystems zu belasten.
Auswirkungen auf die Erreichbarkeit
Die Umsetzung der StUB wird die Erlanger Innenstadt auf Jahre zu einer Großbaustelle machen, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Erreichbarkeit sowohl für Kunden wie für Handwerker. Dies wird auch wirtschaftliche Auswirkungen auf die Innenstadt haben, die schon jetzt mit Problemen zu kämpfen hat. Nach wie vor fehlt ein Gesamtkonzept, das eine vertretbare Erreichbarkeit der Innenstadt vor allem für Handwerksbetriebe während der Bauzeit und für die Zeit danach nachvollziehbar darstellt.
Für das Handwerk in Stadt und Landkreis Erlangen steht am Ende einer Abwägung der Vor- und Nachteile einer StUB, dass die absehbaren zusätzlichen Kosten, finanzielle Risiken und jahrelange Beeinträchtigungen durch Baumaßnahmen in keinem Verhältnis zum erhofften Nutzen einer StUB stehen.
AKTUALISIERUNG STELLUNGNAHME STUB 15.05.2024
Das Handwerk in Stadt und Landkreis Erlangen lehnt die StUB ab „Ablehnung der Handwerker überrascht“
Nach einer Abfrage unter den Mitgliedsbetrieben der Handwerksinnungen im Bezirk der Kreishandwerkerschaft Erlangen Hersbruck Lauf lehnt eine Mehrheit von über 70 % der Betriebe die StUB ab.
Den Zweckverband StUB hat diese deutliche Ablehnung „überrascht“. Man nehme die geäußerten Befürchtungen der Kreishandwerkerschaft hinsichtlich der Einschränkungen während der StUB-Bauzeit sehr ernst. Man habe sich gemeinsam mit der Stadtverwaltung in einer mit Wirtschaft und Politik entwickelten Beschlussvorlage zum Umgang mit der Bauzeit bereits jetzt dazu bekannt, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt gewährleistet bleibt und die Einschränkungen der Bauzeit minimiert werden.
Die Kreishandwerkerschaft weist hierzu auf folgendes hin:
- Erstens war das Handwerk als wesentlicher Teil der Erlanger Wirtschaft nicht in die Entwicklung einer Beschlussvorlage eingebunden.
- Zweitens ist die eingeschränkte Erreichbarkeit während der möglichen Bauzeit der StUB, vor allem für das Ernährungs- und das Friseurhandwerk, ein wichtiges, aber nicht das ausschlaggebende Argument, warum das Handwerk die StUB in der derzeit geplanten Variante ablehnt.
Die Mehrheit der Handwerksbetriebe sieht vor allem die finanziellen Herausforderungen und Risiken, die den möglichen Nutzen deutlich übersteigen. Hier bestehen nach wie vor zahlreiche Fragen und Bedenken, die vonseiten des Zweckverbandes nicht bzw. nur ausweichend beantwortet wurden.
Die Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf
Quelle und Text: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf
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