26 May 2023

Handwerker zeigen Flagge auf Ausbildungsbörse

KHS vor Ort - German Hacker, Wolfgang Mevenkamp, Alexander Tritthart, Matthias Petsch und Walter Nussel.

Handwerker zeigen Flagge auf Ausbildungsbörse 


Herzogenaurach 13.05.2023 | Wie vielfältig schaut eine berufliche Zukunft im Handwerk aus? Damit sich Schüler und ihre Eltern einen praxisnahen Eindruck verschaffen können, zeigte erneut die Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf (KHS) Flagge. Bei der Ausbildungsbörse des Landkreises Erlangen-Höchstadt in der Herzogenauracher Innenstadt standen Mitgliedsbetriebe zu Berufsbildern Rede und Antwort. Mit dabei waren oft auch Azubis, die auf Augenhöhe von ihren Erfahrungen erzählten. „Die Ausbildungsbörse ist für uns ein fester Termin im Kalender, um Vielfalt und Kreativität des Handwerks zu präsentieren“, sagt Wolfgang Mevenkamp, Geschäftsführer der KHS.


Maurer, Baugeräteführer oder Beton- und Stahlbetonbauer – insgesamt bietet das Bau- und Ausbaugewerbe 17 verschiedene Berufe, berichtet Marco Bertlein, Bauunternehmer und Vorstand der Bau-Innung Erlangen an seinem Stand. Zwischen den Gesprächen mit Schülern und ihren Eltern stellt er fest: „Vielen fehlt eine klare Vorstellung von den Bauberufen.“ Dass sich im Baugewerbe viel getan hat, ist in der Öffentlichkeit kaum angekommen. „Selbst Mauer ist heute kein Knochenjob mehr. Statt Steine schleppen wie früher gibt es viele Hilfsmittel.“

Neben Marco Bertlein hat sich sein 15-jähriger Sohn Ben am Stand eingefunden. „Mein Praktikum im Betrieb von meinem Vater war cool.“ Zwar hatte auch er zunächst gedacht, dass er den ganzen Tag auf die Baustelle mitgenommen wird. Stattdessen konnte er mit anpacken und bei einem Kunden Estrich rausschneiden. „Ein Beruf im Handwerk würde mir gefallen, aber ich mache lieber noch ein anderes Praktikum.“ Und sein Vater pflichtet ihm bei. Anders als früher gibt es keinen Zwang, in die Familienfirma einzusteigen.

Mädchen sind überall im Handwerk gefragt

Am Info-Stand der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Erlangen (SHK) können Besucher selbst Hand anlegen. So lässt sich die Siebtklässlerin Emma zeigen, wie sie mit ein paar geschickten Handgriffen aus einem Kupferrohr ein Herz – für den anstehenden Muttertag – fachmännisch formt. Hinterher ist sie zufrieden: „Der Beruf ist spannend, hier könnte ich mir ein Praktikum vorstellen.“

Jürgen Pillipp (Obermeister SHK-Innung Erlangen) sagt mit Blick auf Emma: „Mädchen sind längst in unserer Branche angekommen.“ In seinem Betrieb arbeitet gerade eine studierte Informatikerin, die zuvor Apps für Smartphones getestet hat. Sie sattelt nun um und absolviert eine mehrmonatige Ausbildung zur Solar-Monteurin. „Die Klimawende und die Transformation in Sachen Energie sind sinnstiftend“, weiß Jürgen Pillipp aus seinem Berufsalltag. „Da haben wir einiges zu bieten.“ Und Stephan Pohler (Stellv. Obermeister SHK-Innung Erlangen) stimmt ihm zu. „Es geht hier um High Tech und Zukunft.“ Auch er rät Eltern und Schülern, sich lieber frühzeitig nach einem Praktikum umzuschauen. Zum Ende des letzten Schuljahres wird es beim Lernen oft stressig, da bleibt dann keine Zeit.“ 

„Du hast die Haare schön...“

Richtig entspannt ist Judith Warmuth, stellvertretende Obermeisterin der Friseur-Innung Erlangen und Lehrlingswart, bei der Ausbildungsbörse nicht. Zwar tummeln sich an ihrem Stand zahlreiche neugierige Mädchen und Jungen – das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zahlen an Schulabgängern rückläufig sind. Auch sie erklärt den Interessenten, dass sich in der Friseurbranche viel getan hat. Damit meint sie nicht die vielen Barbershops, sondern die Bezahlung in der Lehrzeit: „Mit Vergütung geht es stetig bergauf.“ Auch der Aufstiegschancen werden in diesem Handwerksberuf immer vielseitiger. „Begehrt ist derzeit auch die Weiterbildung zum TV-Friseur.“

An diesem Stand ist auch die 17-jährige Auszubildende Maha Ijaz dabei. Ihr hatte zuvor das Praktikum so gut gefallen, dass sie sich für die Friseurausbildung entschied. „Ich durfte Haare vorwaschen und Locken machen, das hat mir gefallen.“ Im Praktikum wurde aber auch darauf geachtet, wie und mit welcher Körpersprache sie gegenüber Kunden auftritt.

„Deine Zukunft ist bunt“

Bei der Maler-Innung prangt ein farbenfrohes „Deine Zukunft ist bunt“ am Stand. Obermeister Matthias Petsch ist seit Jahren bei der Ausbildungsbörse und findet die Resonanz relativ gut. „Das Handwerk zählt wieder mehr, das lässt sich von Jahr zu Jahr mehr feststellen.“ Auch Mädchen in dieser Ausbildung sind längst keine Ausnahme, sondern Normalität. Matthias Petsch rät zu mehreren Praktika, um sich die Vielfalt aus der Nähe anzuschauen. Er hat einen wichtigen Rat zur Hand. „Wenn es gar nichts für einen ist, sollte man sich nicht scheuen, auch abzubrechen.“ Das macht durchaus Sinn und die Ausbildungsbörse hat es erneut gezeigt: Möglichkeiten an Ausbildungen im Handwerk gibt es mehr als genug – man muss sie nur finden.

Quelle: KHS | Kreishandwerkerschaft Erlangen-Hersbruck-Lauf

Video/Bilder: Kauri Spirit

Text: Kauri Spirit